Darmkur – Großputz für den Darm?
Den „Reset-Knopf“ drücken und die Darmflora ins Gleichgewicht bringen?
Zu viel Stress, zu viel geschlemmt oder einfach so – eine Darmkur bzw. Darmsanierung verspricht ein wohltuendes Aufräum- und Pflegeprogramm für unser Verdauungsorgan. Und einmal alles so richtig auf Vordermann zu bringen, fühlt sich einfach gut an, oder? Wie genau eine Darmkur abläuft und was das Prozedere wirklich bringt.
Schon mal was von einer Darmkur oder Darmsanierung gehört?
Bakterien haben nicht unbedingt den besten Ruf, doch es gibt auch nützliche – und die meisten von ihnen sitzen in unserem Darm. Genauer gesagt rund hundert Billionen, die gemeinsam unsere Darmflora bzw. unser Darmmikrobiom bilden. Diese Gemeinschaft aus einer Vielzahl verschiedenster Bakterien übernimmt für unsere Gesundheit wichtige Aufgaben: Sie unterstützt natürlich unsere Verdauung, ist aber unter anderem auch ein essenzieller Teil unseres Immunsystems.
Umso wichtiger ist es, unser Darmmikrobiom zu pflegen und hegen. Doch es gibt manche Situationen, in denen diese eingespielte Gemeinschaft aus dem Gleichgewicht gerät. Genau dann, soll eine Darmkur helfen. Doch was steckt wirklich dahinter?
Was ist eine Darmkur?
Alles auf Anfang, bitte – eine Darmkur kannst du dir wie eine Art „Reset-Knopf“ für unser Mikrobiom vorstellen. Stress, eine unausgewogene Ernährung oder auch Antibiotika können nämlich für „Chaos“ in unserer Darmflora sorgen. Manche Bewohner übernehmen dann die Überhand, während andere zurückgedrängt werden – kurz gesagt: Die Balance und die Vielfalt des Mikrobioms sind gestört. Dies kann sich unter anderem durch Verdauungsbeschwerden, Infekte, Hauterkrankungen oder entzündlichen Darmerkrankungen bemerkbar machen.
Durch das Drücken des „Reset-Knopfs“ soll die Darmflora gestärkt oder – was öfters der Fall ist – neu aufgebaut werden. Viele nutzen es sogar als eine Art Detox, um den Darm zu entschlacken und sich einfach gesünder zu fühlen. Doch eins vorweg: Aktuell sind keine medizinischen Patientenstudien bekannt, die einen positiven Effekt der Darmkur
Darmsanierung in drei Schritten: So läuft es ab
Überall Unkraut, wildes Gestrüpp, einfach ein grünes Chaos – stell dir mal einen verwucherten Garten vor. Was das mit einer Darmkur zu tun hat? Mehr als du denkst! Im Endeffekt wird bei einer Darmsanierung nämlich ähnlich vorgegangen wie bei einer „Sanierung“ eines etwas vernachlässigten Gartens – und das braucht vor allem Zeit und Geduld. Eine Darmkur kann bis zu 3 Monate oder sogar länger dauern und läuft in der Regel nach dem folgenden Schema ab:
- Darmreinigung: Damit der Garten wieder voll erblühen kann, braucht es natürlich etwas Vorbereitung – das heißt im ersten Schritt erst mal den „Wildwuchs“ zu entfernen. Sprich: Mithilfe der Darmreinigung soll zunächst alles aus dem Darm abtransportiert werden, das ihm im Weg steht oder Probleme bereitet. Dafür können Abführmittel und Einläufe genutzt werden – sanftere und natürlichere Alternativen sind Flohsamenschalen oder auch Leinsamen. Auch natürliche Abführmittel wie Rizinusöl, Sauerkraut oder Trockenfrüchte können hier unterstützen.
- Die optimale Umgebung schaffen: Der Garten ist von Unkraut und Gestrüpp befreit, jetzt heißt es an den Böden zu arbeiten, damit neue Pflanzen gut wachsen und gedeihen können. Gleiches gilt für den Darm. Im zweiten Schritt einer Darmkur wird die Einnahme von Heilerde empfohlen. Sie soll schädliche Substanzen an sich binden, die dann über den Stuhl ausgeschieden werden. Um anschließend eine optimale Umgebung zu schaffen, werden präbiotische Lebensmittel genutzt. Sogenannte Präbiotika dienen den bereits vorhandenen nützlichen Darmbakterien als Futter und können deren Wachstum anregen. Enthalten sind die unter anderem in Chicorée, Zwiebeln oder Schwarzwurzel. Auch Bitterstoffe können in dieser Phase unterstützen, denn diese kurbeln die Produktion von Verdauungssäften an. Natürlich gibt es auch ein paar Lebensmittel, die den weniger nützlichen Bakterien besonders gut schmecken – auf Zucker, Alkohol, Wurst, Fleisch und Weißmehl soll deshalb verzichtet werden, damit sich diese nicht weiter ausbreiten.
- Darmflora wieder aufbauen: Unkraut und Gestrüpp entfernt? Check! Die Böden vorbereitet? Check! Jetzt können neue Blumen, Sträucher und Co. gepflanzt werden, damit der Garten wieder voll erblühen kann. Für unsere Darmflora heißt das eine Art „Wiederaufforstung“ – und zwar mithilfe von Probiotika. Hinter diesem Begriff stecken lebende Mikroorganismen, die im letzten Schritt der Darmkur als neue Mitbewohner das Mikrobiom besiedeln. Besonders dafür geeignet sind fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt oder Kefir.
Wichtig: Die oben genannten Schritte dienen nur zur Veranschaulichung und nicht als konkrete Anleitung für eine Darmsanierung. Falls du dich für eine Darmkur entscheidest, ist es empfehlenswert, dass diese von einem Arzt begleitet wird.
Darmkur unter der „Lupe“: Was bringt es wirklich?
Lohnt sich eine Darmkur? Auf diese Frage gibt es aus medizinischer Sicht keine klare Antwort. Denn wie bereits erwähnt fehlt die wissenschaftliche Grundlage, die die Sinnhaftigkeit einer Darmsanierung belegt. Nichtsdestotrotz gibt es tatsächlich bestimmte Situationen, in denen unsere Darmflora aus dem Gleichgewicht kommen kann. Doch ihre Bewohner sind so fleißig am Arbeiten, dass sie dies im Normalfall selbst „geregelt“ bekommen. Natürlich gibt es auch einige Menschen, die von den positiven Effekten einer Darmkur schwärmen – diese sind laut Medizin aber eher auf den Verzicht auf Zucker, Alkohol und Co. und einer gesünderen Ernährung zurückzuführen.
Eine Sache ist jedoch wissenschaftlich belegt, nämlich: Ein gesundes Mikrobiom ist essenziell für unsere Verdauung – und entsprechend auch für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Deshalb ist es natürlich trotzdem wichtig, auf die eigene Darmgesundheit zu achten. Statt kurzfristigeren Maßnahmen wie einer Darmkur, ist es allerdings sinnvoller seinen Darm langfristig gesund zu halten.
5 Tipps für deine Darmgesundheit
Du möchtest deinem Darm etwas Gutes tun? Dann heißt es deinem Mikrobiom Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken – und tatsächlich gibt es dabei ein paar Dinge, die du dir von einer Darmsanierung abschauen kannst:
1. Darmgesunde Ernährung:
Eine ausgewogene Ernährung bildet die optimale Grundlage für einen gesunden Darm. Was die nützlichen Bakterien unseres Mikrobioms vor allem mögen: präbiotische Lebensmittel, die ihnen als Nahrung dienen. Natürlich kann es auch einige Dinge geben, die unser Darm nicht so gut verträgt – eine darmgesunde Ernährung ist deshalb vor allem eines: individuell. Ein Ernährungstagebuch ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, um unverträgliche Lebensmittel zu identifizieren.
2. Sich Zeit nehmen:
Wusstest du, dass deine Verdauung bereits im Mund beginnt? Umso wichtiger ist es, dass du dein Essen gründlich kaust und dir wirklich Zeit für deine Mahlzeiten einplanst – was dir hier helfen kann: Achtsames Essen. Auch bei deinem Toilettengang hat Hektik nichts zu suchen.
3. Entspannung fördern:
Stress schlägt wortwörtlich auf den Magen, denn dein Darm und deine Psyche hängen eng zusammen. Wenn’s also mal wieder stressiger zu geht, können Entspannungsmethoden wie Atemübungen oder die progressive Muskelentspannung genau das Richtige für dich und deine Körpermitte sein.
4. Bewegung:
Eine Sache, die bei Gesundheitstipps natürlich nie fehlen darf: ausreichend Bewegung. Dadurch werden nämlich nicht nur deine Muskeln in Armen, Beinen und Co. aktiv, sondern auch die in deinem Verdauungstrakt. Dies hilft dabei, den Nahrungsbrei durch deinen Darm zu befördern. Wie wär’s z.B. mit einer Runde Detox Yoga? Dabei kommt deine Verdauung – wortwörtlich – richtig in Schwung.
5. Unerwünschte Darmbakterien auf „Diät“ setzen:
Zucker, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel „schmecken“ den eher weniger nützlichen Bewohner deiner Darmflora besonders gut. Damit dein Mikrobiom im Gleichgewicht bleibt, ist es deshalb sinnvoll deren Lieblingsspeisen nur in Maßen zu genießen.
Hast du bereits Erfahrungen mit einer Darmkur gemacht? Teile Sie gerne mit uns in den Kommentaren.